Für Sie gelesen von Nora Sonnleithner: „Ich habe das Buch in meiner Heimisolation an einem Montagvormittag gelesen. Mein Montagnachmittag war dann ein sehr nachdenklicher!“
Autor: Don DeLillo
Das Schöne an „Die Stille“ von Don DeLillo ist, dass es so kurz es auch ist, doch trotzdem jede Menge genial vielseitige und sehr metaphorische Szenen beinhaltet.
Der Roman spielt in New York im Jahr 2022 und handelt von einem wahrscheinlich weltweiten Stromausfall, beschreibt aber nicht, wie genau die Systeme und Strukturen zusammenbrechen und sich lebensbedrohlich entwickeln, sondern eher wie die Gedankenwelt menschlicher Individuen folglich zu kollabieren scheint. Fünf Freunde sitzen nach der real gewordenen Katastrophe in einer Wohnung zusammen, denken laut nach, analysieren, philosophieren und hören sich dabei gegenseitig nicht unbedingt zu. Es geht dabei nicht darum, wie man nun etwa ohne Licht in der Nacht auskommt oder ähnliche Sorgen, sondern es geht um Raum und Zeit, Existenz, scheinbar wirres Zeug.
Interessant an dem Buch ist, dass so ein globaler Stromausfall, ob jetzt als moderne Waffe eingesetzt oder nicht, schon seit geraumer Zeit ein äußerst vorstellbares Zukunfts-Katastrophen-Szenario ist, jedoch absolut unvorstellbar ist, wie sich die Digitalisierung bereits in unsere Köpfe und Denkmuster eingeschlichen haben könnte. Vielleicht ist die Angst von nun an ohne Handy und digitale Vernetzung auskommen zu müssen, mittlerweile vorrangig am bedrohlichsten geworden, da es letztendlich doch der Schlüssel zu einfach Allem ist und allein der Gedanke daran, ist so verstörend, dass man komplett überlastet reagiert und den Verstand verliert.
Nun, dass ist jetzt nicht unbedingt das, was die Handlung des Buches beschreiben möchte, aber „Die Stille“ stellt sicherlich viele Fragen in den Raum, hinterlässt den Leser/die Leserin nachdenklich und verführt so zum Analysieren und Interpretieren, ja Philosophieren, wie schon die Protagonisten selbst.
Die Welt im Ausnahmezustand – Don DeLillos neuer Roman ist das Buch der Stunde.
Nur wenige Wochen vor Ausbruch der Corona-Pandemie schloss Don DeLillo die Arbeit an seinem neuen Roman ab. Ein Werk mit verblüffenden Parallelen zur aktuellen Situation in der Welt. Ein literarischer Meilenstein.
New York im Jahr 2022: Es ist der Super Bowl Sunday. In einer Wohnung auf der East Side von Manhattan wollen fünf Menschen gemeinsam das Finale der American Football-League im Fernsehen anschauen. Die emeritierte Physikprofessorin, ihr Mann und ihr früherer Student warten auf die Ankunft eines befreundeten Paares, das gerade auf dem Rückflug von Paris ist. Die Gespräche drehen sich um Einsteins Relativitätstheorie, ein Überwachungsteleskop im nördlichen Chile und eine besondere Bourbon Marke.
Und dann passiert etwas Seltsames – auf einmal brechen alle digitalen Verbindungen ab. Sämtliche Bildschirme werden schwarz. Tiefschwarz. Die Freunde treffen ein, ihr Flug war dramatisch. Verwunderung, Erschütterung, Mutmaßungen. Die fünf versuchen sich einen Reim auf das rätselhafte, beängstigende Geschehen zu machen. Sie tauchen tief ein in das Wesen der Zeit, in die Essenz der menschlichen Existenz.
Es ist geradezu unheimlich, wie hellsichtig Don DeLillo in seinem neuen Roman die gegenwärtige Situation in der Welt reflektiert oder gar vorwegnimmt. Seine geschliffene Sprache, seine Phantasie und sein seismographisches Gespür machen »Die Stille« zu einem unvergleichlichen literarischen Kunstwerk.
Don DeLillo, 1936 geboren in New York, ist der Autor von 15 Romanen und drei Theaterstücken. Sein umfangreiches Werk wurde mit dem National Book Award, dem PEN/Faulkner Award for Fiction, dem Jerusalem Prize und der William Dean Howells Medal from the American Academy of Arts and Letters ausgezeichnet. 2015 erhielt Don DeLillo den National Book Award Ehrenpreis für sein Lebenswerk.
(Text und Cover: https://www.buchhandel.de/buch/Die-Stille-9783462001280)